Familie Ebrahimi verkauft Quark an Finanzinvestor

Written by Detlev Hagemann. Posted in Print-Publishing, Tablet Publishing, XPress

Anfang August veröffentlichten Quark und natürlich auch der Übernehmer Platinum Equity die Meldung, dass der Softwarehersteller ab sofort einen neuen Besitzer hat.

Übernahmen in heutigen Zeiten werfen immer Fragen auf: z.B. nach dem Übernahme-«Objekt» und nach dem Übernehmer.

Neuer Besitzer: Finanzinvestor Platinum Equity

Diese private Firma gehört dem Multimilliardär Tom Gores mit interessantem Migrationshintergrund mit Wurzeln im vorderen Orient. Platinum Equity besitzt als Finanzinvestor den Ruf einer insgesamt «guten Heuschrecke». Aus dem IT-Bereich sind uns bis jetzt keine feindlichen Übernahmen bekannt geworden. Bei einigen Übernahmen im Chemie-/Pharma- und im Autozulieferer-Bereich fällt das öffentliche Echo vor allen Dingen bei Arbeitnehmern gemischter aus.

Im Portfolio von Platinum Equity befindet sich hingegen keine Firma, die Konkurrenz-Produkte zu den Quark-Produkten anbietet. Platinum Equity lässt zudem verlautbaren, dass sie durch Zukäufe von anderen Firmen und Technologien sowie Investitionen die Position von Quark ausbauen möchte.

Alte Besitzer: Fred Ebrahimi und Familie

Quark war bis dato eine private Firma im Familienbesitz mit «Chef»: Fred Ebrahimi besitzt ebenfalls einen Migrationshintergrund mit Wurzeln im vorderen Orient. Er ist eine äusserst charismatische Person und setzte im geschäftlichen Umfeld häufig ungewöhnliche Akzente: z.B. kaum Geld in Marketing und Werbung.

Spektakulär war 1998 das Übernahmeangebot, das Quark dem Konkurrenten Adobe machte, nachdem 300 Arbeitsplätze (damals 10% der Belegschaft) gestrichen werden mussten und Adobes Aktienkurs in den Keller rutschte. Adobe konnte die Übernahme durch seine Aktionärsgesetze erfolgreich abwehren. Adobe hatte die Lektion gelernt und wuchs nun rasch durch frisches Geld und durch den Zukauf von Konkurrenten (z.B. Macromedia).

Fred Ebrahimi selbst entwickelte seit 1998 hingegen keine erfolgreiche Strategie mehr, Quark durch Zukäufe wachsen zu lassen.

Anfang 2005 trat er als CEO zurück, war aber weiterhin Mitbesitzer. Seit diesem Schnitt ist das Geschäftsverhalten von Quark mit anderen Firmen vergleichbar – oder sogar umgänglicher.

Die Ära Raymond Schiavone

Seit Raymond Schiavone 2006 als CEO und Präsident zu Quark kam, haben sich die Firma und gleichzeitig auch die Publishing-Anforderungen stark verändert.

Quarks strategische Antwort auf die neue Umgebung: Definition des Begriffs «Dynamic Publishing» und Entwicklung der dazu notwendigen Technologien.
Die daraus resultierende Aufgabe: Die damit verbundenen Vorteile sowohl für das Print- als auch für das digitale Publishing breiten und neuen Kundenschichten bekannt zu machen – neben der Publishing-Industrie auch den Branchen Fertigung, Life Sciences, Regierungsbehörden und Finanzdienstleistungen. Bekannteste neue Kunden aus diesem Bereich: die Bank of America, das irische Parlament und das CIA.

Da Quark in neue Märkte expandieren und neue Kundengruppen ansprechen will, haben die bisherigen Eigentümer von Quark erkannt (oder sie liessen sich überzeugen), dass die Firma eine Partnerschaft mit einem Unternehmen braucht, das über «mehr Marktreichweite und mehr Erfahrung in den Bereichen Mergers & Acquisitions sowie Operations verfügt, um Quarks Dynamic Publishing Vision zu unterstützen und weiterzuverfolgen».

Der Verkauf an Platinum Equity bietet nun die grosse Chance, dass Quark sich in diesem Sinne breiter aufstellen kann – seien wir gespannt, ob die Chance genutzt wird.

Interessanter Nebenaspekt:
Platinum Equity steigt in dem Moment ein, wo Quark mit dem App Studio und XPress 9.1 auch für Einzelkämpfer eine überaus interessante und günstige Lösung fürs Tablett-Publishing anbietet.

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